Umbau Tagebuch

Umbau Tagebuch

Umbau Camper

 

Wie aus einem occasion Lieferwagen ein schickes Wohnmobil wurde…

 

Dies ist ein langer Artikel. Ich habe ihn deshalb in die einzelnen Arbeitsschritte gegliedert und diese nummeriert. So findest du schneller und einfacher einzelne Punkte, die dich interessieren, falls du nicht den ganzen Text durchlesen möchtest.

  1. Fahrzeugsuche
  2. Planung
  3. Parkplatz bereitstellen, Baum fällen
  4. Vorarbeit Interieur
  5. Internetbestellungen und neugierige Zöllner
  6. Ausbau und Putzerei
  7. Fenstereinbau
  8. Isolation
  9. Verkleidung
  10. Podest
  11. Boden
  12. Sofa und Bett
  13. Sideboard und Tisch
  14. Küche und Stauraum
  15. Gasausschnitt
  16. Holzofen
  17. Deko innen und aussen

 

Start im Januar 2017

1. Fahrzeugsuche:
Ohne Fahrzeug kein Camper. Ich muss gestehen, diese Aufgabe hat mir ziemliche Sorgen bereitet. Vom Budget her war klar, es musste ein Occasionfahrzeug sein. Händler verlangen relativ hohe Preise, was keine Garantie für gute Qualität ist. Ausserdem kenne ich mich mit Autos und ähnlichen Fahrzeugen nicht aus – ich bin froh, wenn alles läuft oder bei Problemen die Garage übernimmt.

Welche Marke, wie alt, wie viele Kilometer? Was darf es kosten? Worauf muss ich achten? Kann ich diese riiiiiesige Kiste auf Rädern überhaupt fahren?
Ich habe sicherlich über 50 Stunden für entsprechende Infos im Internet verbracht, viele weitere in Garagen und vor Ort bei Verkäufern.

Der erworbene Fiat Ducato war ein Privatfahrzeug. Gut gepflegt und ein sympathischer Verkäufer. Mein Bauch meldete ein gutes Gefühl. Und bei der Probefahrt war ich zwar enorm nervös, aber alles lief gut!

Das Fahrzeug sollte vor der Übernahme noch einmal zum Strassenverkehrsamt – ein paar Tage Zeit, um die wichtigsten Vorbereitungen zu treffen.

 

2. Planung:
Auf die Planung hatte ich mich sehr gefreut. Als Innenarchitektin konnte ich mich austoben, zeichnete Pläne, Skizzen, Grundrisse, Ansichten. Änderte ab und erstellte weitere Versionen. Mein verstaubtes Zeichnungsbrett kam zu neuen Ehren, und Robin war begeistert vom Geodreieck und den Architekturschablonen.

Natürlich kann man all diese Pläne mit dem Computer erstellen. Die Auswahl an Software ist gross, und das Ändern und Anpassen geht wesentlich schneller als mit Feinschreibern und Farbstiften. Das Einarbeiten und die Grundstrukturen erstellen hingegen benötigt je nach Kenntnissen in die Software viel Zeit.
Das Zeichnen von Hand bereitet mir grosse Freude, und die Zeichnungen haben einen eigenen Charakter. Wer geübt ist und ein paar Hilfsmittel wie Zeichenbrett, Umrechnungsmassstab und Schablonen zur Verfügung hat, kann ebenfalls sehr rasch mehrere Versionen erstellen.

Pläne und Zeichnungen

Auf dem Papier sah das toll aus. Doch wie war die Realität? Der Kastenwagen stand leider noch nicht vor meinem Haus, und die Masse hatte ich aus dem Internet.
Also klebte ich mit Abdeckband die Möbel auf den Boden. Wir kuschelten uns ins Bett, kochten Spaghetti und assen gemütlich am Tisch – in unserer Vorstellung!

Probeliegen mit Klebeband

 

Dieses Einzeichnen mit Abdeckband habe ich auch im Fahrzeug noch einmal gemacht. Es gab mir ein Gefühl für die Dimensionen und Bewegungsräume.

 

3. Parkplatz bereitstellen, Baum fällen:
Auf meinem Hausvorplatz sollte mein Camper zu stehen kommen. Da stand nur ein klitzekleines Bäumchen, aber das schien kein Problem zu sein. Ich war ja ausgerüstet mit einer Ladylike-Kettensäge mit Akku, verschiedene Astscheren und eine Häckselmaschine. Zudem informiert das Internet über das richtige Fällen von Bäumen und Bäumchen. Also eine Sache von maximal zwei Stunden….

Das Wegschneiden der Äste, um überhaupt an den Stamm zu kommen, war schon eine umfassendere Arbeit. Der Hausplatz war bereits voll mit Holz, das gehäckselt werden musste.

Bald schon fiel das Bäumchen… näher…. und näher… und näher an mein Auto. Dieses stand doch so weit weg! Doch Schreck, das Bäumchen war ein bisschen grösser als erwartet, und füllte nun den ganzen Hausplatz.

Den Rest des Tages verbrachte ich mit dem Zerteilen des Baumes (!). Die Häckselmaschine lief auf Hochtouren, meine Hände hatten Blasen von der Astschere, der Akku der Kettensäge musste ständig aufgeladen werden, und ich habe nun genug Holz, um jahrelang zu heizen, bräteln, grillieren,…

Robin schleppte Holz, turnte im Astdschungel herum und liebäugelte mit der von mir gut bewachten Astschere.

Am Ende des Tages hatte ich eine klitzekleine Ahnung, was ein Förster leistet, und war froh über meinen bequemen Lehrerjob.

 

4. Vorarbeit Interieur:
Meine Wartezeit auf das Fahrzeug wollte ich gut nutzen. Ich sammelte Informationen im Netz, probierte Matratzen aus und baute ein Baby-Klappbett, das ich jedoch nur nutzen wollte falls wir mal zu dritt unterwegs wären – man darf ja hoffen…

Ich wollte auf jeden Fall ein bequemes Bett mit richtigen Matratzen. Einen kleinen Umbau vom Sofa nahm ich dafür gerne in Kauf. Die gewünschten Masse waren dann jedoch nicht ganz einfach zu finden. Also wählte ich die bequemste Ikea-Matratze und schnitt zwei Stück auf 70 x 190 cm. Matratzenbezug umnähen und schicker Bezug aus edlem Möbelstoff mit kilometerlangem Reissverschluss schneidern. Dazu drei stabile Rückenkissen aus insgesamt sechs Einzelkissen, ebenfalls mit Reissverschlüssen. Fertig war das Designersofa!

Rückenkissen Inlet
Campersofa

Zwei Lattenroste baute ich ineinandergefädelt komplett neu auf, damit sie ausziehbar waren. Viel Arbeit für nichts, wie sich im Nachhinein herausstellte. Für mein Gewicht waren sie schlichtweg nicht nötig, zudem war man sich beim Ausziehen selber im Weg. Umständlich und mühsam… also weg.

 

In ähnlicher Art und Weise baute ich auch die Küche vorab zusammen. Die Planung dazu war die grösste Arbeit, wollte ich doch zwei Wasserkanister, eine Kühlbox, zwei Gasflaschen und einen Abfalleimer darin verstauen. Diese Masse musste ich mir zuerst zusammensuchen, um die Schrankaufteilung festzulegen. Wiederum nutzte ich Ikea-Elemente, die wie durch ein Wunder auf den Millimeter genau passten. Ich habe neue Fronten designt sowie spezielle Griffe. Das Waschbecken ist vom Brockenhaus, die Tablare über der Küchenzeile sägte ich zu und hämmerte sowie lasierte sie auf alt. Shabby Chic in Perfektion, Massenküche individuell umgestaltet!

Camper Küchenbau

 

5. Internetbestellungen und neugierige Zöllner:
Kurz darauf konnte ich mein Wägelchen abholen. Ich war schrecklich nervös, ob ich damit überhaupt heil nach Hause komme. Wie fahre ich mit sechs Metern Länge um Kurven? Schalten, bremsen, Gas geben – und vor meinem Haus parkieren? Poah, die Scheibenwischer sind riesig. Und ich kann über alle Autokolonnen schauen…
Nachdem ich mich entspannt hatte, war die Fahrt wunderbar, und das Parkieren hat nach zweimal korrigieren auch funktioniert.

Beim Stöbern durch Campingseiten, Kataloge, Internetshops und Foren, wurde rasch klar, dass ein Grossteil der Einkaufsbestellungen nach Deutschland gehen würde. Hier gab es die wesentlich grössere Auswahl und die viel besseren Preise als in der Schweiz. Dies galt vor allem für die teureren Posten wie Campingfenster und Isolationsmaterial.
Lieferung in die Schweiz? Entweder unmöglich oder unbezahlbar. Also blieb nur ein Postfach bei der deutschen Grenze und ein Fährtli dorthin. Zum Glück habe ich nur etwa eine halbe Stunde Weg.

Das Abholen klappte einwandfrei, auch wenn einige Pakete falsch beschriftet waren; die Postfachbetreiber waren sehr zuvorkommend und hilfsbereit.

Beim Zoll habe ich alle Waren angegeben – man weiss ja nie. Angeblich werde man nicht bei der Grenze kontrolliert, sondern in der Region danach.
Ich witzelte noch mit meiner Freundin darüber, als hinter mir plötzlich Blaulicht und eine Sirene aufheulte. Grenzpolizei, was führen Sie mit?

Merke: In einem Lieferwagen siehst du sofort verdächtig aus. Dort drin könnte man 12 Kubikmeter Drogen schmuggeln oder so…

Der Grenzpolizist war dann nicht nur mit meiner Verzollung und den Waren einverstanden, sondern fasziniert vom Projekt Umbau. Wie ich das denn mache? Ob ich vorgefertigte Elemente nutze? Wie ich plane?
Die Situation war wirklich witzig.

 

6. Ausbau und Putzerei:
Der Kastenwagen wurde vorher für den Transport von Motorrädern genutzt. Die Wände waren sauber mit Lochblech geschützt, und jedes Element mit unzähligen Nieten befestigt. Auf dem Boden lag eine dicke Multiplexplatte.

In Etappen habe ich zuerst die Nieten mit der Flex abgetrennt; immer dann, wenn Junior geschlafen hat und die öffentliche Mittagsruhe vorbei war. Zack, zack, zack, Schutzzubehör auf und los geht’s, jede Minute nutzen!

Der Boden wollte nicht raus…. Er wehrte sich derart, dass ich drei Tage dafür aufwenden musste.
Zuerst löste ich die 1,5 cm breite Silikonfuge rundherum, Zentimeter für Zentimeter. Mit Spachtel, Messerchen, Spülmittel, Cutter, Schraubenzieher, Handschuhen, Blut und Schweiss.
Voller Euphorie wollte ich schliesslich den Boden anheben, doch der tat keinen Wank. War er zu schwer? Ich zu schwach? (Frau eben…) Doch auch der Nachbar hatte keinen Erfolg, und das ist ein Mann!
Das Problem war ein grösseres: Acht Metallschalen waren in Bodenausschnitte derart verleimt, dass sie alles festhalten konnten. Um an den Leim zu kommen, musste zuerst der obere Metallrand entfernt werden. Die Flex hatte wiederum Grosseinsatz!

Stabile Metallschalen

 

Danach wieder Leim kratzen…. Und endlich löste sich der Boden. Der…. ufff…. sauschwer war!

Neue Lösung her: Zertrennen. Doch wie zertrennt man alleine eine 1.80 Meter breite Multiplexplatte mit einer Stichsäge? Mit Akrobatik, Unterlegen, Rückenschmerzen und Glück, keinen Unfall gemacht zu haben.

Die Putzerei mit Staubsauger, Besen und Aceton hatte etwas Befriedigendes: Das Resultat war wie Tag und Nacht. Am Ende sah der Innenraum jungfräulich weiss und leer aus.

Grund zum Feiern! Es konnte nun endlich so richtig losgehen…

 

7. Fenstereinbau:
Die Fensterplanung erfolgte aufgrund der Möblierung und der Verstrebung des Fahrzeuges. Ich war unsicher, welche Stützen ich wirklich trennen durfte, und blieb zurückhaltend. Zudem wollte ich ein harmonisches Bild auch von aussen.
Längliche und eher schmale Fenster haben zudem den Vorteil, dass kein Unbefugter einsteigen kann.

Auf Youtube zeigt dir ein schöner Mann, wie er im Nu ein Campingfenster einbaut. Das geht ein paar Minuten, und sieht ganz einfach aus. Ein bisschen bohren, ein bisschen sägen, Leim drauf, anschrauben und fertig.

Erstaunlicherweise stimmt das ziemlich mit der Realität überein, wenn nicht die Nervosität vor Fehlern wäre: Schliesslich macht man Löcher in das schöne Auto. Ja, richtige Löcher! Dabei spielt es keine Rolle, wie gross oder klein die sind.

Auch das fünfmalige Schauen des Youtube-Videos und unzählige Berichte in Foren lesen löste die Nervosität nicht.
Also zwanzig Mal messen… einen Rahmen bauen (den braucht es ohnehin wegen der geringen Materialdicke des Bleches) und diesen noch dreimal zur Kontrolle nutzen.
Irgendwann stellt sich das Gefühl ein, noch einmal messen mache dich zum Deppen. Du kannst das erste Loch nicht mehr aufschieben – also Augen zu und durch.

Ich habe mit dem Dachfenster begonnen. Es hatte die kleinsten Masse, und hätte ich die Notfallhilfe einer Carrosserie benötigt, hätte man es nicht so gut gesehen. Erschwerend war jedoch die Kopfüberarbeit von innen und das Klettern von aussen auf den Kastenwagen. Robin schaute von unten zu und musste alle zwei Minuten ermahnt werden, weder an der Leiter zu rütteln noch hoch zu klettern.

Erste Löcher für die Fenster

Bohren, grösser bohren, ausschneiden mit der Stichsäge, schleifen und versiegeln, Rahmen montieren, Fenster einschrauben. Fertig! Ja tatsächlich, so einfach war es.
Dabei hatte ich vorab noch unzählige Stunden im Internet vergeudet um herauszufinden, ob ich einen Blechknabberer oder Nibbler oder wasauchimmer benötige, wo ich das Teil herbekomme, was das kostet, ob es mit Druckluft sein muss,…
Falls du mal Fenster in einen Kastenwagen einbaust: Nimm die Stichsäge. Ein neues Blatt, sauber abkleben um vor Kratzern zu schützen, langsam und sorgfältig sägen und regelmässig ein Klebeband fixieren, damit es nicht zu starken Vibrationen kommt. Funktioniert einwandfrei.

Ich habe sogar meine jüngere Tochter überreden können, ein paar Löcher zu bohren. Sie sah ein, dass sie wahrscheinlich nie mehr Löcher in ein Auto bohren dürfe…

Dachausschnitt parat für die Dachluke

 

Camper Dachfenster

 

8. Isolation:
Das Internet empfiehlt dir, bau eine gute Isolation ein. Das ist gut für die Temperaturregulierung und sehr wichtig um Kondenswasser zu vermeiden. Also machte ich mich auf die Suche nach einer guten Isolation. Angebote gibt es viele im Internet, aber die Preise hauten mich teilweise um.

Ich habe mich für selbstklebendes Armacell 19mm entschieden, mit Bestellung in Deutschland. Schweizer Händler verlangten für dasselbe Material bis zum fünffachen Preis.

Isolieren stellte sich bald als Hassliebe heraus. Das Material war herrlich weich, super zum schneiden, klebte tiptop und bei grossen Flächen kam man zügig vorwärts.

Isolieren mit Armacell

 

Gleichzeitig aber klebte es überall, auch dort, wo es nicht sollte. Ablösen ein Ding der Unmöglichkeit. Und in den tausend kleinen Ritzen und Hohlräumen des Campers war es ein riesiges Gefusel. Ich freute mich immer wie ein kleines Kind, wenn mal wieder eine grössere Fläche anstand.

Kleine Hohlräume mit PUR-Spritzschaum füllen oder nicht, darüber stritt sich das Internet. Stundenlanges Lesen hat mir die Frage nicht beantwortet. Schlussendlich habe ich so viel wie möglich mit Armacell beklebt und einige wenige Stellen ausgespritzt. Nutzen oder Schaden lässt sich wohl erst in ein paar Jahren beantworten.

 

9. Verkleidung:
Für die Verkleidung habe ich dünne Bretterstreifen benutzt. Sie sind leicht und flexibel, und trotzdem genug stark für eine Befestigung von leichteren Dingen.
Die Ausschnitte bei Fenstern und Radkästen waren jedoch sehr zeitaufwändig.

An einigen Stellen habe ich vorab starke Latten an die Metallstreben geschraubt, um Möbelstücke befestigen zu können. Da ich keine Hänge- und Oberschränke geplant habe, brauchte ich nur wenige dieser Unterkonstruktionen.

Die Verkleidung bekam ein Finish aus einer Tapete sowie in einigen Bereichen eine Art dünnes Selbstklebelaminat. Die Optik gefiel mir sehr gut, auch wenn viele Ausbauprofis davon abraten: Ein Rückbau wäre sehr aufwändig.

 

10. Podest:
Bei der Podestplanung rauchte mir oft der Kopf. Optimaler Stauraum und gleichzeitig gute Stabilität für das Gewicht darüber (Sideboard, Bett, Sofa, Menschen). Vom Raum aus wollte ich Schubladen, von der Hecktüre aus viel Platz für Liegestuhl, Grill, Sonnenschirm und Buggy. Zu lange Fächer machten keinen Sinn, und die Mechanik von Auszugsschubladen hätten viel Platz weggenommen.
So gibt es nun unter anderem ein mittleres Fach, das mit einer Luke von oben geöffnet werden kann. Dort sind Dinge verstaut, die man nicht so oft braucht.

Um die Stabilität zu gewährleisten, habe ich stabiles Holz und unzählige Metallwinkel verwendet. Die Unterkonstruktion entsprach genau den Kanten und somit Druckpunkten der oben aufliegenden Möblierung. Zusätzliche Aufliegelatten sollten das Gewicht noch besser verteilen, da ich einen Boden aus Holzriemen plante.

Podestbau für Stauraum

 

Im Nachhinein muss ich sagen, dass sich die Planung und Konstruktion gelohnt hat. Ich habe enorm viel Stauraum gewonnen, der Zugang von drei Seiten ist clever, und die dadurch entstandene Raumgliederung sieht auch schick aus.

Camper Podest

 

11. Boden:
Die Bodenwahl erwies sich als schwierig. Oft wurde empfohlen, Vinyl zu verwenden. Andere nutzen PVC, Laminat oder gar Teppich – ich war von nichts begeistert. Mir schwebte einerseits ein gemütliches Design vor, andererseits pflegeleicht (oder genauer: schmutzunsichtbarmachend) und so, dass Möbel direkt darauf verschraubt werden konnten. Schliesslich setzte ich mir Massivholzriemen in den Kopf. In der Schweiz ist das Angebot jedoch klein, der Versand von ausserhalb teuer, auch zum grenznahen Postfach. Die Hölzer der Baumärkte gefielen mir vom Farbton her nicht. Aber da ich ohnehin den Boden ölen wollte, konnte ich ja auch mit gefärbten Ölen arbeiten.
Nach etwa fünf Mustern und mehreren Ölschichten war ich mit dem Ergebnis zufrieden. Falls Beanspruchung oder Licht die Farbe verändern würde, konnte ich jederzeit nachölen.

Die Latten habe ich direkt auf die Podestkonstruktion und Lattung verschraubt. Das Ergebnis gefällt mir ausgezeichnet, und die Wünsche sind alle erfüllt. Die kleinen Spalten zwischen den Brettern, bei Nut und Feder, sind ein bis zwei Millimeter breiter geworden, was mich eher beruhigt: die Luft ist trocken und es sollte sich so kein Kondenswasser bilden. Sollte es doch einmal zu höherer Luftfeuchtigkeit kommen, kann der Boden diese gut absorbieren.

 

12. Sofa und Bett:
Für Sofa und Bett habe ich ja bereits Vorarbeit geleistet (siehe Punkt 4). Nachdem ich mich gegen den Auszugslattenrost entschieden habe, geht das Verändern nun sehr fix. An Bequemlichkeit habe ich nicht eingebüsst. Wenn das Sofa jedoch als Sitzgelegenheit zum Essen am Tisch genutzt wurde, war es eher ein bisschen zu tief.
Dies löste ich mit Sitzhockern aus Holz, die auf das Sofa gelegt werden können. Ein helles Kunstlederpolster macht es edel und bequem, ein einsteckbarer, breiter Stützfuss vorne sorgt dafür, dass man nicht über die Vorderkante kippt.

Sofa oder Bett

 

13. Sideboard und Tisch:
Neben dem Bett plante ich Platz für ein grosses Sideboard. Dementsprechend durfte auch das darüber liegende Fenster nicht zu tief sein.
Das Sideboard bietet Stauraum für Bettwäsche, Sitzhocker und vieles mehr. Es kann von oben her mit zwei Klappen geöffnet werden. Im vorderen Bereich hat es vier drehbare Häkelkörbe für Kleinutensilien.

Stauraum in Drehkörben

Die Tischplatte ist fünf Millimeter schmaler als das Sideboard hoch, so dass das Hochklappen gut funktioniert. Wegen dem Gewicht musste ich stabile Scharniere anbringen, zudem einen Verschlusshaken, damit es während der Fahrt nicht scheppert. Die Tischbeine sind unter der Platte an Klemmen aus dem Elektrobedarf fixiert. Ein wunderschöner, 70 x 150 cm grosser Eichenesstisch, wiederum geölt, den wir leider – oder zum Glück – selten nutzen; meistens wird draussen gegessen.

Aufklappbarer Esstisch im Camper

 

14. Küche und Stauraum:
Die Küche war auch ziemlich vorbereitet. Ich betete sehr, dass sie auch tatsächlich hineinpasste… ich wusste, dass es knapp werden würde. Und siehe da, millimetergenau! Alle Elemente mussten gut miteinander und nach oben und hinten verschraubt werden. Arbeitsplatte zusägen war einfach, der Ausschnitt für das unförmige Waschbecken etwas schwieriger. Für den Gasherd benötigte ich einen weiteren Ausschnitt, zudem dichtete ich das ganze Kästchen mit den Gasflaschen ab.

Gut eingerichtete Camperküche

Neben der Schiebetüre plante ich im Schrank Platz für zwei kleine Gasflaschen. Den Ausschnitt im Bodenblech erledigte für mich ein Carrosseriespengler. Die einzige Arbeit am ganzen Camper, die ich nicht selber gemacht habe. Ich traute mich einfach nicht ans dicke Bodenblech, und zudem musste ich wegen dem Auspuff und anderes „Zeugs“ unter dem Camper ein wenig umplanen.

Unter dem Podest, von der Küche her zu bedienen, gibt es eine riesige Kleiderschublade sowie ein Roll-WC hinter einem Türchen: Das Chemie-WC kann bei Bedarf herausgezogen werden.

Vor dem Podest baute ich eine kleine Schrankkombination auf. Stauraum für Jacken und Spielsachen und Spiegel und Bücher und und und…. Macht sich auch gut als Ablage neben dem Sofa. Oder als Ablage für meinen kleinen….

 

15. Holzofen:
Ich hatte mich bei der Inspiration auf Pinterst verliebt. Verliebt in winzige Holzöfen. So etwas in einem Wohnmobil, geht das?

Die einen halten einen für total verrückt, andere haben durchaus Lösungen gefunden, die möglichst viel Sicherheit bieten. Das grösste Problem ist Kohlenmonoxid. Im Netz wird eifrig über die Gefährlichkeit diskutiert und gewarnt, was gut ist um sich entsprechende Gedanken zu machen.

So musste ich für alle Probleme eine Lösung finden:
Mein Öfchen ist nicht fix montiert, wird in der Bodenklappe versorgt und nur bei Bedarf, im stehenden Fahrzeug, aufgebaut. Somit gibt es keinen Ärger mit der Zulassung.

Zuviel Kohlenmonoxid entsteht im Camper, wenn der Sauerstoff darin verbrannt und kein neuer zugeführt wird. Also braucht das Feuer Sauerstoff von aussen. Ein weiteres Loch im Camper (mit der Zeit nimmt man’s leicht) und eine Konstruktion aus Metallrohren führen Sauerstoff von Ausserhalb direkt in den Ofen hinein.

Als zusätzliche Sicherheit habe ich einen Kohlenmonoxidwarner eingebaut.

Auf  der Schrankkombination bietet ein Blech mit beidseitiger Winkelkante Stabilität und Funkenschutz, gegen die Wand hin habe ich einen Hitzeschutz montiert.

Das Abgasrohr muss zwei Knicke machen, um an Verstärkungsstreben vorbeizukommen. Es wird einfach auf- und abmontiert. Ein Deckel aus Worbla (darüber gibt’s sicher einmal einen Kreativbeitrag) verschliesst die Öffnung im Camperdach bei Nichtgebrauch.

Aufbauen, einfeuern, Holz nachlegen,…. All das muss mit Vorsicht gemacht werden. Eine Heizung, wenn‘s schnell gehen muss, ist dies sicher nicht. Aber wenn der Ofen doch einmal genutzt wird, ist die Romantik unschlagbar!

 

16. Zubehör sowie Deko innen und aussen:
Die Leuchten im Innenbereich werden alle mit Batterien oder einem aufladbaren Akku betrieben. So bin ich diesbezüglich nicht auf Strom angewiesen, da ich (noch) keine zusätzliche Batterie oder ein Solarmodul habe.
Gutes und vielseitiges Licht ist mir sehr wichtig. So habe ich 4 kleine Deckenleuchten, vier davon bei der Küche und die anderen 4 über die Raumlänge verteilt.
Oberhalb des Sofas sind zwei Schwanenhalsleuchten mit Klettverschlüssen montiert. So lassen sie sich einfach entfernen und aufladen.
Zusätzlich habe ich zwei Keramikkugelleuchten und zwei Tischlämpchen bestellt, einfach fürs Ambiente.

Die Fenster sind standartmässig mit Insektennetzen ausgestattet. Bei der Schiebetüre habe ich Klettband montiert, so kann innert einer Minute ein Insektenschutzvorhand angeklettet werden.

Ein Vorhang kann auf einer Schiene entweder vor die Türe oder vor das Podest gezogen werden – Sichtschutz beim Umziehen oder auf dem WC oder…

Die Wand neben der Schrankkombi habe ich mit Blech verkleidet. Dies ist ein guter Schutz, wenn das Rad bei der Fahrt dort steht. Befestigen kann ich das Velo mit dem Spannen von Gummibändern direkt um den Schrank herum.

Wichtiges Zubehör sind zudem ein Liegestuhl, ein Grill, ein aufklappbarer Tisch mit zwei Bänken sowie ein Sonnendach. Dieses lässt sich mit einem Magnetadapter am Camper befestigen. Für alle Fälle hat sogar eine Aluleiter im Staufach Platz, sowie Werkzeuge, Abdeckplastik, Sonnenschirm, Kabelrolle und Kabeladapter, Velopumpe und Putzzeug.
Zudem viel Spielzeug für Robin und sein Buggy.

In der Küche befinden sich Pfannen, Geschirr, Besteck, zwei Wasserkanister, eine Elektrokühlbox, Kochzubehör aller Art, eine Schublade voller Vorräte, zwei Gasflaschen, unzerbrechliche Gläser, viele Gewürze, Verpackungsmaterial, Abfalleimer,….

Falls wir einmal keinen Stromanschluss haben, liefern mehrere Power Banks Saft für Handy, Laptop oder Aufladeleuchten. Ebenso wichtig ist auch ein Bluetooth-Speaker für Musik im Pourquois-Pas?

Das mittlere Fach im Podest beinhaltet den kleinen Holzofen samt Rohren, Holz und ein Elektroheizlüfter.

Grösste Dekomöglichkeiten bietet die Küche. Auf den auf alt getrimmten Regalen habe ich Körbe und Boxen festgeschraubt, Gewürzehalter gebastelt und Aussparungen für Kräutertöpfe gesägt.
Täglich im Einsatz ist Hermine: Ein goldenes Alukrüglein, welches ich auf einer Präsentation von Ivo Mossberger gefunden habe. Darin wird Milch für Robin erwärmt, ebenso wie Wasser für den Kaffee oder den Abwasch.

Eine Uhr, mit Kupferblattmetall passend gemacht, und natürlich Kerzen gehören immer dazu.

Der Fiat war aussen ein langweiliger, weisser Kastenwagen. Zu sehr wollte ich ihn nicht auf Wohnmobil designen, das zieht auch Einbrecher an. Doch etwas Persönliches musste schon her. Also habe ich ein schlichtes Motiv gezeichnet und eine Klebefolie damit bedrucken lassen.
In selber Art und Weise kam auf die Rückseite der Name Pourquois-Pas?

 

Wenn ich jeweils das Gewicht der eingekauften Möbel und Holzplatten überschlug, fand ich, das sollte alles kein Problem sein. Je mehr ich dann jedoch gebaut habe, desto unruhiger wurde ich. Vielleicht hatte ich mich total verrechnet? Ich durfte auf keinen Fall über 3500 Kilogramm kommen.
Also führte kein Weg an der Waage vorbei. Und siehe da: 2800 Kilogramm. Ich hatte also etwa 800 Kilogramm Material verbaut. Und somit auch alleine herumgetragen, aus Baumärkten, Ikea und so weiter…. 😉

Die Bauzeit betrug etwa 8 Wochen. Ein paar Details kommen laufend dazu…

Abgeklappter Esstisch

 

Profi am Werk

 

Junior hilft malen

 


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